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Synchrone Tonaufnahme

Mit welcher Kamera funktioniert es?


Filme sind stumm. Im Gegensatz zu Video wird bei Film nicht automatisch der Ton mitaufgenommen. Eine Zeitlang gab es zwar auch im Super-8-Bereich sogenannte Tonfilme, die bereits während der Filmaufnahme mit Ton bespielt werden konnten. Diese Zeiten – und die damit verbundenen Probleme – sind aber (leider) bereits geraume Zeit vorbei. Wer heutzutage mit Super-8 anfängt, braucht nicht explizit nach einer „Tonfilmkamera“ zu suchen. Es gibt sie reichlich – aber der Tonteil ist absolut unnütz, denn es gibt keine entsprechenden „Tonfilme“ mehr.

Also muss der klassische Weg eingeschlagen werden – Tonaufnahme mittels eines kleinen Tonbandgeräts oder tragbaren Kassettenrecorders. Und spätestens hier kommt die Synchrontechnik ins Spiel. Wer hat nicht schon mal versucht, zwei Tongeräte mit dem gleichen Musikstück gleichzeitig zu starten? Es klappt kaum, und spätestens nach einer Minute ist das eine Gerät dem anderen „davongelaufen“. Wer also eine Filmvertonung macht ist zwingend darauf angewiesen, das der Ton zum Film nicht nur zufällig an der richtigen Stelle ertönt, sondern reproduzierbar fest verkoppelt mit dem Filmstreifen ist. Und hier kommt spezielle Technik ins Spiel, die eben nicht ganz billig in der Anschaffung ist.

Doch zuerst sollte man wissen, was mit der vorhandenen Filmkamera an Ton überhaupt möglich ist, denn allein von der Kamera hängt schon sehr viel ab.

Eine Federwerkskamera wird durch ein Uhrwerk angetrieben, welches mechanisch mehr oder weniger gut geregelt wird. Die Bildgeschwindigkeit (in Bilder pro Sekunde) wird entweder über ein Tachometer oder, noch einfacher, über ein einfaches Rändelrad mit Bildfrequenzmarkierungen eingestellt. Federwerkskameras sind meist so laut, das Originaltonaufnahmen während des Kameralaufes nicht möglich sind. Sie sind in der Regel nicht für synchronen Originalton geeignet. Interviews etc. kann man damit nicht aufnehmen. Ein aufmerksamer Leser dieser Seiten teilte mir allerdings mit, das hier durchaus Ausnahmen existieren. So gibt es zum Beispiel die BOLEX-Federwerkkameras auch mit Blitzkontakt, wenn die Kamera einer Modifikation unterzogen wurde. So etwas führt beispielsweise die Firma Ruedi Muster in der Schweiz durch. In diesem Fall ist natürlich auch eine Federwerkkamera zur synchronen Tonaufnahme nach einem Zweibandverfahren in der Lage.
Krassnogorsk 3,
mit Federwerk



Elektrisch betriebene Kameras erlauben längere Laufzeiten als sie ein Federaufzug hergeben würde. Mit solchen Kameras lässt sich oft das Pilottonverfahren praktizieren. Dabei erzeugt die Kamera intern eine 50 Hz-Frequenz, die in direktem Zusammenhang mit dem Bildwechsel steht. Das bedeutet aber auch, das hiermit eine Bildfrequenz von 25 Bildern pro Sekunde festgeschrieben ist, zwei Sinushalbwellen entsprechen einem Filmbild.

Die meisten Super-8-Kameras kennen dies nicht, besitzen aber eine andere Art, an ein Synchronsignal heranzukommen. Wie ein Fotoapparat auch besitzen sie einen Blitzkontakt, der sich einmal pro Bild schließt. An diesen Blitzkontakt wird nun ein Impulsgeber angeschlossen, der während des Kameralaufes pro Bild und schließendem Kontakt einen 1000 Hz-Impuls auf das mitlaufende Tonaufnahmegerät schreibt. Hiermit sind Kamera und Tongerät aufeinander synchronisierbar, da später beim Überspielen genau bestimmt werden kann, zu welchem Zeitpunkt das Tonband an der Position war, an welcher die Kamera ein bestimmtes Einzelbild aufgenommen hat. Damit sind also lippensynchrone Aufnahmen möglich. Der Aufwand ist jedoch bedingt durch die nötige Verkopplung von Tonaufnahmegerät und Kamera sehr hoch.

Nizzo 156 macro, elektrisch, mit Blitzkontakt zum Anschluß externer 1000Hz- oder Nadelimpulsgeber


Beaulieu R16, an die Buchse (Pfeil) wird ein optionaler 50 Hz-Generator angeschraubt


Quasi der absolute Luxus sind bequarzte Kameras. Hierbei wird der Antriebsmotor der Kamera quarzgenau einer vorgegebenen Bildfrequenz, z.B. 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde nachgeführt. Videokameras sind übrigens von Haus aus quarzgenau. Genauso wie alle digitalen Tonsysteme wie MiniDisc, DAT oder CD. Mit einer solchen Kamera und einem MiniDisc-Recorder ist eine elektrische Verkopplung mittels Pilottonsignal oder 1000 Hz-Impulskette nicht mehr nötig, da die Genauigkeit der Quarzregelung in beiden Geräten eine Synchronlaufzeit von mindestens 5 Minuten ermöglicht. Das reicht für die meisten Anwendungsfälle aus.
Eclair 16 NPR, Quarzmotor,
mit Film geladen 8 kg schwer


Stand 10.12.2005