Synchrone Tonaufnahme
Mit welcher Kamera funktioniert es?
Filme
sind stumm. Im Gegensatz zu Video wird bei Film nicht automatisch der
Ton mitaufgenommen. Eine Zeitlang gab es zwar auch im Super-8-Bereich
sogenannte Tonfilme, die bereits während der Filmaufnahme mit
Ton bespielt werden konnten. Diese Zeiten – und die damit
verbundenen Probleme – sind aber (leider) bereits geraume Zeit
vorbei. Wer heutzutage mit Super-8 anfängt, braucht nicht
explizit nach einer „Tonfilmkamera“ zu suchen. Es gibt
sie reichlich – aber der Tonteil ist absolut unnütz, denn
es gibt keine entsprechenden „Tonfilme“ mehr.
Stand 10.12.2005
Also muss der klassische Weg eingeschlagen werden – Tonaufnahme
mittels eines kleinen Tonbandgeräts oder tragbaren
Kassettenrecorders. Und spätestens hier kommt die
Synchrontechnik ins Spiel. Wer hat nicht schon mal versucht, zwei
Tongeräte mit dem gleichen Musikstück gleichzeitig zu
starten? Es klappt kaum, und spätestens nach einer Minute ist
das eine Gerät dem anderen „davongelaufen“. Wer also
eine Filmvertonung macht ist zwingend darauf angewiesen, das der Ton
zum Film nicht nur zufällig an der richtigen Stelle ertönt,
sondern reproduzierbar fest verkoppelt mit dem Filmstreifen ist. Und
hier kommt spezielle Technik ins Spiel, die eben nicht ganz billig in
der Anschaffung ist.
Doch zuerst sollte man wissen, was mit der vorhandenen Filmkamera an Ton
überhaupt möglich ist, denn allein von der Kamera hängt
schon sehr viel ab.
Eine Federwerkskamera wird durch ein Uhrwerk angetrieben, welches
mechanisch mehr oder weniger gut geregelt wird. Die
Bildgeschwindigkeit (in Bilder pro Sekunde) wird entweder über
ein Tachometer oder, noch einfacher, über ein einfaches
Rändelrad mit Bildfrequenzmarkierungen eingestellt.
Federwerkskameras sind meist so laut, das Originaltonaufnahmen
während des Kameralaufes nicht möglich sind. Sie sind in der Regel nicht für synchronen Originalton geeignet. Interviews etc. kann
man damit nicht aufnehmen. Ein aufmerksamer Leser dieser Seiten teilte mir allerdings mit, das hier durchaus Ausnahmen existieren. So gibt es zum Beispiel die BOLEX-Federwerkkameras auch
mit Blitzkontakt, wenn die Kamera einer Modifikation unterzogen wurde. So etwas führt beispielsweise die Firma Ruedi Muster in der Schweiz durch. In diesem Fall ist natürlich auch eine
Federwerkkamera zur synchronen Tonaufnahme nach einem Zweibandverfahren in der Lage.
Krassnogorsk 3,
mit Federwerk
Elektrisch betriebene Kameras erlauben längere Laufzeiten als sie ein Federaufzug hergeben würde. Mit solchen Kameras
lässt sich oft das Pilottonverfahren praktizieren.
Dabei erzeugt die Kamera intern eine 50 Hz-Frequenz, die in direktem
Zusammenhang mit dem Bildwechsel steht. Das bedeutet aber auch, das
hiermit eine Bildfrequenz von 25 Bildern pro Sekunde festgeschrieben
ist, zwei Sinushalbwellen entsprechen einem Filmbild.
Die meisten Super-8-Kameras kennen dies nicht, besitzen aber eine andere
Art, an ein Synchronsignal heranzukommen. Wie ein Fotoapparat auch
besitzen sie einen Blitzkontakt, der sich einmal pro Bild schließt.
An diesen Blitzkontakt wird nun ein Impulsgeber angeschlossen, der
während des Kameralaufes pro Bild und schließendem Kontakt
einen 1000 Hz-Impuls auf das mitlaufende Tonaufnahmegerät
schreibt. Hiermit sind Kamera und Tongerät aufeinander
synchronisierbar, da später beim Überspielen genau bestimmt
werden kann, zu welchem Zeitpunkt das Tonband an der Position war, an
welcher die Kamera ein bestimmtes Einzelbild aufgenommen hat. Damit
sind also lippensynchrone Aufnahmen möglich. Der Aufwand ist
jedoch bedingt durch die nötige Verkopplung von Tonaufnahmegerät
und Kamera sehr hoch.
Nizzo 156 macro, elektrisch, mit Blitzkontakt zum Anschluß externer 1000Hz- oder Nadelimpulsgeber
Beaulieu R16, an die Buchse (Pfeil) wird ein optionaler 50 Hz-Generator angeschraubt
Quasi der absolute Luxus sind bequarzte Kameras. Hierbei wird der
Antriebsmotor der Kamera quarzgenau einer vorgegebenen Bildfrequenz,
z.B. 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde nachgeführt.
Videokameras sind übrigens von Haus aus quarzgenau. Genauso wie
alle digitalen Tonsysteme wie MiniDisc, DAT oder CD. Mit einer
solchen Kamera und einem MiniDisc-Recorder ist eine elektrische
Verkopplung mittels Pilottonsignal oder 1000 Hz-Impulskette nicht
mehr nötig, da die Genauigkeit der Quarzregelung in beiden
Geräten eine Synchronlaufzeit von mindestens 5 Minuten
ermöglicht. Das reicht für die meisten Anwendungsfälle
aus.
Eclair 16 NPR, Quarzmotor,
mit Film geladen 8 kg schwer