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Synchrongeräte





Abbildung 1: Synchronbaustein, Vertonungsbaustein und Netzteil (v.l.)

Jeder, der sich ernsthaft mit dem synchronen Ton zum Film auseinandersetzt, wird früher oder später mit sogenannten Synchronizern zu tun bekommen. Zur Blütezeit des Schmalfilms gab es etliche Hersteller von Systemen, mit denen der Amateur seine Super-8 oder 16mm Filme zu Hause selbst nachvertonen kann. In der Regel werden dazu Amateurtonband- und Kassettengeräte so modifiziert, das sie sich durch eine Motorsteuerung auf einen Master, normalerweise den Filmprojektor, synchronisieren lassen. Dazu muss entweder ein perforiertes Tonband verwendet werden, was quasi dem im Profibereich üblichen „Perfoband“ ähnelt. Oder es muss auf einer freien Tonspur ein Synchronsignal aufgezeichnet werden, wahlweise ein 50 Hz-Pilottonsignal oder eine 1000 Hz-Impulskette. Darüber hinaus gibt es noch sogenannte Nadelimpulse, die nur aus einer einzigen positiven Halbwelle pro Bild bestehen.

Welche Synchronsignale verwendet werden, hängt letztenendes auch vom verwendeten Synchronsystem ab.

Wie man sieht, ist diese Problematik nicht ganz einfach zu lösen. Es eignet sich nicht jedes Gerät zum Einsatz im Synchronbereich. Daher sollte heutzutage, falls jemand eine Anschaffung plant, auf bereits fertig modifizierte Geräte zurückgegriffen werden.

Abbildung 2: nachgerüsteter Perfoleser an der TASCAM 34B


An dieser Stelle muss von der Anschaffung ausgesonderter Perfoläufer oder Schneidetische aus dem Profibereich abgeraten werden. Ein Perfoläufer ist nichts anderes als eine Art Tonbandgerät, das auf 16mm oder 17,5mm breitem Tonband, dessen Perforation dem 16mm oder 35mm Cinefilm entspricht, aufzeichnet. Perfoläufer sind schrankgroße Apparaturen mit einem Gewicht von bis zu 100kg. Sie sind für den Hausgebrauch damit absolut ungeeignet. Ebenso Schneidetische aller Art. Den Tonteil kann man als Amateur ohnehin nicht nutzen, Schneidetische sind nur zur Tonwiedergabe ausgelegt – und die ist nicht mal besonders gut. Zur Aufnahme des Tons dienen die oben erwähnten Perfoläufer. Damit reduziert sich die Aufgabe des Schneidetisches auf das reine Sichten und montieren des Bildfilms. Dafür ein riesiges, sperriges Monstrum vorzuhalten, was vielleicht nur dreimal im Jahr gebraucht wird kann sich nicht jeder Hobbyist erlauben.

Eine Ausnahme bilden hier die sogenannten Zweibandprojektoren. Diese Projektoren gab es für alle Filmformate, von Normal 8 bis 35mm. Diese Geräte besitzen neben dem Filmlaufwerk auf ihrer Rückseite ein Laufwerk für das oben erwähnte Perfoband, welches mechanisch mit dem Bildfilmlaufwerk gekoppelt ist. Der BAUER P6 studio und der P7 studio sind solche Projektoren. Ab und zu werden sie relativ teuer gebraucht angeboten.

Die letzte mir bekannte Firma, die in der BRD Synchrongeräte für den Amateur und halbprofessionellen Bereich herstellt, ist die Fa. Gebuhr in Nürnberg. Dieser Hersteller vertreibt sein nach wie vor erhältliches MULTISYN ® -System, eine Baukastenlösung, die auf die verschiedensten möglichen Aufgaben vorbereitet ist. Noch immer wird die Software des Synchronisierungsbausteins, dem Kernstück des Systems, auf dem neuesten Stand gehalten und liegt mittlerweile in der Version 3.X vor. Das System ist seit langer Zeit ausgereift und arbeitet zuverlässig, hat allerdings auch einen stolzen (Neu)Preis. Im folgenden sollen die Merkmale dieses Synchronsystems kurz umrissen werden.



Das Gebuhr MULTISYN ® - System


Das MULTISYN ® -System der Firma Gebuhr ist baukastenmäßig aufgebaut und kann je nach vorhandenen Ansprüchen und Geldbeutel erweitert werden. Es besteht aus folgenden jeweils aneinander anreihbaren Komponenten:


    Netzteil

    Synchronisierbaustein

    Vertonungsbaustein

    Monitorbaustein


Verbunden werden die Bausteine mit sogenannten CONSYN-Steckern. Es gibt sie in mehreren Farben. Normalerweise kommen aber nur „schwarze“ CONSYN-Stecker zum Einsatz, welche aus den von Dioden- oder MIDI-Kabeln bekannten 5poligen DIN-Steckern bestehen. Nachfolgend eine Übersicht:



  1. Abbildung 3: Consyn, schwarz

    Schwarz = Normalstecker für alle Funktionen

  2. Weiß = Spezialstecker bei Verwendung von 2 Vertonungsbausteinen und einem Stereo-Perfolesekopf. Er wird zwischen den Synchronisierbaustein und den linken Vertonungsbaustein gesteckt. Er verhindert ein laufendes Umschalten auf Vor-Rückbetrieb des an der Buchse TB angeschlossenen Tonbandgerätes. Der Stecker hat auf einer Seite eine Farbmarkierung, diese Seite ist in den Synchronbaustein zu stecken. (CONSYN SPEZIAL WEISS)

  3. Grün = Spezialstecker bei Verwendung eines zweiten Synchronbausteins innerhalb einer Anlage.

  4. Rot = Spezialstecker zwischen Monitor- und Vertonungsbaustein, zum Zählen der Filmbilder oder Perfobandimpulse eines Bild- oder Tonmonitors.

  5. Blau = Spezialstecker zwischen Synchronisier- und Vertonungsbaustein, trennt die Vorwahlfunktion vom Vertonungsbaustein zum Synchronisierbaustein ab, so das diese nur noch an der Zusatzbuchse des Vertonungsbausteins verfügbar ist.


Netzteil


Die Bausteine werden mit 5 Volt Gleichspannung betrieben. Aktuell trägt das Netzteil die Bezeichnung „II“, was wohl bedeutet, das es eine ältere und möglicherweise schwächere Ausführung gibt. Das Netzteil findet immer RECHTS neben den den Bausteinen Platz.


Synchronisierbaustein II


Der Synchronbaustein II ist bereits seit 1989 auf dem Markt.

Ältere Geräte des SB II erkennt man am Fehlen der Pilottonverstärker und am langen Einschaltvorgang.
Eine Aktualisierung des Betriebssystem-EPROMs schafft dem Abhilfe. Neuere Geräte haben die Pilottonverstärker bereits ab Werk.
Ob sie vorhanden sind verrät ein Blick auf die Unterseite des Bausteins. Unter „OPT.“ ist dann „Pilot“ vermerkt.

Zum EPROM-Update und zu evtl. Nachrüstungen muss der Baustein an die Fa. Gebuhr eingeschickt werden.

Die ROM-Versionen 2.2 bzw 2.3 sind absolut brauchbar. Die Version 3 beinhaltet in erster Linie Funktionserweiterungen für Sonderanwendungen.


Abbildung 4: Synchronbaustein

Technische Daten:


CPU: 16bit Mikroprozessor MC68000-Familie

Datenspeicher: 8KB static RAM, mit Lithiumbatterie gepuffert; oder NEU: FRAM, Lithiumbatterie entfällt

Programmspeicher: 32 KB EPROM

Synchronspeicher: über 4 Milliarden Vollbilder

Synchronregelung: 2fach 8bit D/A Wandler

Anzeige: 8fach LED-Reihe

Bedienungstasten: geprägte Kurzhubtasten mit vergoldeten Springfederkontakten, 8fach DIL-Schalter mit vergoldeten Präzisionskontakten

Stromversorgung: +5 Volt bis 5,25 V, typ. 0,5 A


Features:


Zur Synchronregelung vergleicht der Synchronbaustein unter Beachtung der Zählrichtung, die an der Master- und Slavebuchse ankommenden Impulse und führt das gesteuerte Slavegerät so in der Geschwindigkeit nach, das ohne hörbare Gleichlauffehler ein Auseinanderlaufen von Bild und Ton vermieden wird.



Anschlussbelegung der Buchsen:


Buchse für Leitgerät (Master) GELB markiert, rechts oben



Buchse für gesteuertes Gerät (Slave) GELB markiert, links oben



Buchse für gesteuertes Gerät (Slave) BLAU markiert, links oben



ACHTUNG: Die Buchsen sind mit gelben oder blauen Farbpunkten gekennzeichnet. Die Gebuhr – Originalkabel haben ebenfalls gelbe oder blaue Stecker! Diese gehören unbedingt in die Buchsen mit der gleichen Farbkodierung und dürfen niemals vertauscht werden!

Der Synchronbaustein wird mittels DIP-Schaltern, welche von der Oberseite des Gerätes zugänglich sind, an seinen jeweiligen Einsatz angepasst.
  • 1. Schalter: Normalstellung ist "O" für Geräte mit Ruhekontakt,
    Schalter muß geschlossen sein für Geräte mit Arbeitskontakt.
  • 2. Schalter: Normalstellung ist "O" für Suchlauffunktion die über die eingebaute Suchlauftaste aufgerufen wird.
  • 3.4.5. Schalter: Slave-Verstärker
    0 0 0 - selektive Verstärker abgeschaltet
    0 0 1 - reserviert
    0 1 0 - 50 Hz-Pilot
    0 1 1 - reserviert
    1 0 0 - 1000 Hz-Impulse ohne Störimpulsaustastung
    1 0 1 - 1000 Hz-Impulse mit Störimpulsaustastung
    1 1 0 - ETS-Impulse ohne Störimpulsaustastung
    1 1 1 - ETS-Impulse mit Störimpulsaustastung
  • 6. Schalter: Normalstellung ist "O".
  • 7.8. Schalter: Master-Verstärker
    0 0 - selektive Verstärker abgeschaltet
    0 1 - 50 Hz-Pilot
    1 0 - 1000 Hz-Impulse
    1 1 - frei - selektive Verstärker abgeschaltet

Abbildung 5: Tastenfeld und DIP-Schalter


(alle Angaben ohne Gewähr)


Vertonungsbaustein II /T


Der Vertonungsbaustein ist in dieser Form seit ca. 1986 erhältlich. Er dient dem bildgenauen Auszählen des Filmstreifens beim Filmschnitt. Es geistern vereinzelt auch noch ganz alte Vertonungsbausteine von Gebuhr auf dem Gebrauchtmarkt herum. Erkennbar sind diese Geräte an der nur 5stelligen Anzeige und dem breiterem Gehäuse mit fünf Einstellrädchen an der Frontseite. Die alten Gebuhr-Zähler sind bei weitem nicht so flexibel wie die Serie II. Aktuell ist auch die Zeitanzeige in Minuten:Sekunden:Frames möglich, neben der Absolutdarstellung der Bildnummer. Die Zeitversion ist besonders wichtig für den Offline-Videoschnitt, da die Zeitdarstellung auf 18, 24 oder 25 Bilder/Sekunde umschaltbar ist. Bei 25 B/s kann man also die Timecodes aus dem Videoschnitt einfach übernehmen – und alles stimmt.

Ältere Vertonungsbausteine aus der II-Serie lassen sich durch EPROM-Tausch zur Zeitversion „T“ nachrüsten. Dazu muss der Baustein jedoch zur Fa. Gebuhr eingeschickt werden. Zusätzlich besitzt die II-Serie zwei frei progammierbare Schaltausgänge. Damit können zum Beispiel CD-Player mit Faderstart bzw. entsprechend modifizierte Tonband- und Kassettenrecorder gestartet werden.


Abbildung 6: Vertonungsbaustein


Technische Daten:


CPU: 6802 mit integriertem RAM

Programmspeicher: 4KB ROM

Zählfrequenz: unter allen Betriebsbedingungen größer als 3 kHz

Anzeige: 7-Segment-LED-Display‘s, rot; 6stellig mit 13 mm Ziffernhöhe

Bedienungstasten: geprägte Kurzhubtasten mit vergoldeten Springfederkontakten

Schaltausgänge: gegetterte Miniaturrelais, Kontaktbelastbarkeit: 110 V DC, 1 A, 30 VA

Stromversorgung: +5,0 V bis +5,25 V, typ. 0,4 A


Features:


Der Baustein ist mit einem schnellen, mikroprozessorgesteuerten Vor- /Rückzähler ausgestattet, mit dem Projektor-, Filmbetrachter-, Kamera-, 50 Hz-, 1000 Hz-, Perfoband- oder Videosynchronimpulse absolut bildgenau gezählt werden können. Der aktuelle Stand des Filmes wird dann über eine 13mm hohe Ziffernanzeige angezeigt.


Monitorbaustein I, Mk II


Leider verfüge ich nicht über einen Monitorbaustein. Dieses interessante, aber auch zweitteuerste Gerät dieser Serie, ist eigentlich nur für Besitzer eines motorbetriebenen Filmbetrachters interessant. Er wird benötigt wenn Bild und Ton -direkt- ohne Zuhilfenahme eines Computers oder Videoabtastung geschnitten wird.


Stand 9.12.2005