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Mal wieder ins Kino?

Unlängst, am 28. November war es, begab es sich das ich mal wieder ein Kino besuchte. Das kommt nicht so oft vor. Es war eines von den kleineren Cinemaxx-Multiplexen mit fünf Sälen. Aber als Liebhaber von Otto-Humor blieb mir natürlich nicht "7 Zwerge - Männer allein im Wald" erspart. Es war nicht der Inhalt des Films, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das Kino immer abstoßender wird. Wodurch unterscheidet es sich eigentlich noch vom Fernsehen?

Klarer Fall, im Kino wird von 35mm projiziert - und das auf eine große Leinwand. Das birgt für unnachahmliche Qualität. Doch was wirklich dann vom technischen Gesichtspunkt auf der weißen Wand vor uns landet, ist ziemlich schwach oder besser unscharf.

Da werden kilowattstarke Xenon-Tageslichtlampen in den High-Tech-Projektoren installiert, um volleyballfeldgroße Leinwände hell zu bekommen. Und was ist dann dort zu sehen? Gefaztes Digital Video in Fernseh-PAL-Auflösung. Nix mit Filmauflösung! Stattdessen Videoauflösung mit Zeilenstrukturen, welche auf der Riesenleinwand sogar noch besser zu sehen sind. Besonders die Kinowerbung macht oft und gerne Gebrauch davon.

Den Vogel abgeschossen hat dann ein "BamS"-Spot. Er enthielt gefaztes - auf Film überspieltes - VHS-Material.

Wozu bezahle ich Sonntag Abends 7,00 Euro für eine Kinokarte? Um mir dann eine halbe Stunde Werbung auf Video anzusehen? Denn bald wird es so weit sein: Die ersten Kinobetreiber investieren bereits in Videoprojektoren, mit denen wird die Werbung - und - bald auch der anschließend folgende Spielfilm an die Wand geworfen.

Damit wird die Automatisierung in den Kinos noch weiter voranschreiten. Wer glaubt eigentlich noch, das bei jeder Vorstellung hinten im Vorführraum ein Filmvorführer anwesend ist? Irrtum, einmal alle Filme auf eine Spule kleben, der Rest läuft automatisch.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, das Otto Walkes und der Rest der sieben Zwerge etwas verschwommen durch den Unterwald wuselten. Der ganze Film war nämlich ein wenig unscharf. Wer sollte das auch ändern können? Der Vorführer ist ja nicht mehr da. Wahrscheinlich kommt er nur noch alle 14 Tage, wenn ein neuer Film den alten ersetzt.

Das Kino ist in der Krise. Was macht denn noch den Unterschied? Eine DVD über einen Beamer kann ich mir auch zu Haus ansehen. Mensch, bin ich wirklich schon soooo alt? Ich bin doch erst 31. Irgendwie vermisse ich den Vorhang im Kino, den Gong vor der Werbung und dem Hauptfilm, das Knacksen des Tons bei den Aktwechseln und das Pfeifen der Halbstarken, wenn im Saal das Licht dunkler wird. Selbst die dauermürrische Platzanweiserin fehlt mir irgendwie. Und dann erst die Leinwand damals. Natürlich gab es da auch schon Cinemascope-Filme. Aber die Leinwand war immer im Blickfeld, außer das die Sitzreihen noch nicht so steil waren und großgewachsene Mitmenschen manchmal die Sicht versperrten. In den ganz stillen Filmpassagen hörte man gedämpft das leise Sirren des Projektors von hinten durch die Wand. Wo gibt es heutzutage eigentlich noch ein Kino mit Klappsitzen?

Kino ist nicht mehr dasselbe wie früher. Alles ist beliebig geworden. Genauso wie die Filme. Und wenn es so weitergeht, dann wird das Kino irgendwann aussterben.


Erstellt 7.12.2004